Was für ein Jahr

Heute war seit langem ein sonniger Tag. Ich bin mit Silke straffen Schrittes runter zur Saale, um Sonne und Fluss zu genießen. An Flüssen war ich dieses Jahr viel, vorrangig an der Elbe bei Grieben. Dort fand ich eine Weide die mir einen schönen Platz bot, mich für den Moment niederzulegen, mich in den Baum zu entspannen. Ich war im Jahr sehr mit dem Sterben beschäftigt. Meiner Schwiegermutter wurde Anfang des Jahres deutlich, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Später wurde ALS diagnostiziert. Man konnte ihrem Körper zusehen, wie er verging, wie die Muskellähmung ihren Zugang zum Leben immer mehr einschränkte. Gleichzeitig wurde ihr Geist immer klarer und wacher. Sie hat einen Weg gefunden, nicht am elenden Ersticken zu sterben. Meine Frau hat sie in den letzten Monaten darin begleitet. In den letzten Wochen war ich auch Teil des Raumes. Aber das Sterben an sich hat mich viel länger berührt, manchmal richtiggehend gelähmt. Ich spürte, dass mir das Sterben einen Weg bietet, nach Hause zu kehren. Lange Zeit konnte ich mich nicht entscheiden, in welche Richtung ich gehen möchte. Durch die Ausbildung in Trauma Heilung war ich sehr mit frühkindlichen Themen konfrontiert. Ich konnte sehen, warum mir der Tod so nahe, vertraut und lieb ist. Interessant war, dass ich gleichzeitig Angst vor dem Sterben hatte. Geholfen hat mir die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema. Das Buch In die Sonne schauen von Irving Yalom war mir sehr behilflich. darin fand ich zum Beispiel den Aspekt des ungelebten Lebens. Mir wurde klar, dass meine Angst daher rührte, dass ich mir Wünsche, die ich an das Leben habe, noch nicht erfüllt habe. Das gab mir Licht.

Einen geliebten Menschen zu begleiten, der so klar, bewusst und kraftvoll sein Leben vollendet, ist für mich ein wirklich herausfordernder und gleichzeitig unglaublich mich mit dem Leben verbindender Akt gewesen.

Ich habe Lust auf das, was mir wichtig ist. Darauf lege ich meinen Fokus. Danke <3  

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