Das Gehen und das Loslassen

Mein Sein ist im Moment damit beschäftigt, dass meine geliebte (Schwieger)Mutter "gezwungen" wird, ihre irdische Hülle zu verlassen. Sie ist, seit dem ich sie kenne, eine kraftvolle Frau, die versucht hat, alles was sie wollte, sich wünschte in die Tat umzusetzen. Sie hat Vieles erreicht und ich weiß durch ihre Tochter, meine Liebste, dass sie gerne mehr erreicht hätte. Sie wäre zum Beispiel gerne in die Lavendelblüte nach Frankreich gefahren. Sie hätte gerne all ihre Kinder und Kindeskinder glücklich, erfüllt und versorgt gesehen. Ich kenne sie jetzt seit fast 40 Jahren, da war viel Kraft für alle. Und jetzt bedeutet jede Anstrengung, dass ihre Kraft schwindet. Silke, ihre Tochter neben Rose, ihrer jüngeren Schwester, betreut sie auf ihrem Weg von hier nach da. Sie kommt mit ihrer eigenen Lebendigkeit in volle Berührung, wächst mit jedem Tag. Jeder Tag ist anders und eigen. Jeden Tag neue Herausforderungen, jeden Tag Leben und Loslassen.  Ich spüre für mich verschiedene Ebenen des Sein. C. zu begegnen, in ihre Augen zu schauen, ist wie dem Göttlichen zu begegnen, klar, vertraut, bewusst, voller Sein. Manchmal auch ganz in sich gekehrt. Vor drei Wochen lief sie draußen im Garten vorbei, ich war in der Küche am Kochen, für alle, die normale Nahrung genießen konnten, sie schaute zu mir, lächelte und winkte. Ich wusste in diesem Moment, dass es das Bild ist, was ich in mir behalten möchte. Ich spürte, wie sich irdisches und göttliches Leben gleichzeitig zeigten und wir uns auf beiden Ebenen trafen. 

Sie ist da und doch ist sie auf dem Weg zu gehen. Sie ist voller Bewusstsein. Sie ist manchmal voller Wut. Sie versucht das Leben noch zu regeln, zu sortieren. Und spürt, dass es nur begrenzt möglich ist. Danke für Dein da sein, auch auf diesem Weg. Und Danke Silke, dass Du Ihr den Freiraum ermöglichst, diesen Weg würdevoll zu gehen. 

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